Die Anfänge des Blutfreitags

Seit Hunderten von Jahren feiern Benediktinerabtei und Stadt Weingarten am Tage nach Christi Himmelfahrt ihr Hochfest zu Ehren des kostbaren Blutes Christi, den Blutfreitag. Benediktinerabtei, Pfarramt St. Martin, die Blutfreitagsgemeinschaft und die Stadt Weingarten sowie viele Angehörige und Förderer der Blutreitergruppen des schwäbischen Oberlandes bemühen sich ständig um die Erhaltung dieses religiösen Brauchtums.  

Die Heilig-Blut-Reliquie kam 1094, also vor über 900 Jahren, durch Judith von Flandern, der Gemahlin Welf IV., an das Kloster Weingarten. Judith erhielt die Reliquie 1069 von ihrem Vater Balduin von Flandern, der sie von Kaiser Heinrich III. erhielt.

Die Reiterprozession, an der jährlich ca. 3.000 Reiter teilnehmen, ist ein prachtvolles Glaubensbekenntnis Oberschwabens mit Pferden, Reitern, Musikkapellen, Pfarrherrn, Ministranten und über 30.000 Besuchern. Sie alle kommen zum Blutfreitag nach Weingarten, um dieses einmalige Ereignis mitzuerleben und um den Segen des Heiligen Blutes für Haus, Hof und Felder zu erbitten. Spitzenvertreter aus Politik und Kirche zählen jährlich zu den Festgästen.  

Um vier Uhr früh versammeln sich die Blutreiter in der Basilika zur Gemeinschaftsmesse. Die ganze Nacht über kommen immer wieder Berittene aus den verschiedenen Richtungen und stellen sich an den vorher bezeichneten Plätzen in der Oberstadt, dem hinteren Klosterhof oder in der Unterstadt auf.

Um 6.15 Uhr lässt die "Gloriosa" erneut ihre dunkle Stimme erschallen. Eine Schar von Ministranten mit Kerzen und Fahnen, drei Männer, welche die große, samtene, mit Goldblech beschlagene Heilig-Blut-Fahne an drei Stangen halten, und ein weiterer mit einer vierten Stange, der die Fahne jedesmal auffängt, wenn sie sich, z.B. wegen der Portale, senken muss, der Pfarrer von St. Martin, ein Mönch der Benediktinerabtei, in einem schweren, rotgold bestickten, barock anmutenden Ornat des 19. Jahrhunderts zusammen mit seinen Assistenten und dem Konvent ziehen zum Heilig-Blut-Altar, wo die Reliquie herausgenommen, vom goldbestickten roten Kissen entfernt und mit ihr der Segen erteilt wird. Unter dem Gesang des im Kirchenschiff aufgestellten Basilikachors begeben sich alle zum westlichen Kirchenportal, wo schon der Heilig-Blut-Reiter, ein Benediktinermönch, hoch zu Ross mit seiner Begleitung wartet, um die Reliquie in Empfang zu nehmen. Der Heilig-Blut-Reiter begibt sich sodann durch den Hof der Pädagogischen Hochschule auf den hinteren Platz, um Ross und Reiter zu segnen. Das Nahen des Blutreiters wird immer von einem Mann mit einer großen Glocke bekannt gegeben, der übrigens an seinem Hals vor der Brust ein messingvergoldetes Gefäß in der Form der Heilig-Blut-Reliquie an einer roten Kordel samt rotgoldenem Band trägt. Heute nur noch eine Zierde, verbarg früher der Heilig-Blut-Reiter die Reliquie darin, wenn er über das Land ritt. Jetzt jedoch spendet der Pater während des Rittes auf weiten Strecken den Segen mit der Reliquie, die er in der Hand hält: eine gewaltige Anstrengung! Und je nach der Wetterlage, ob es heiß oder kalt ist, regnet oder schneit, kommen weitere belastende Strapazen hinzu.