Pater Pirmin Karl Meyer OSB,

geboren 1966 im badischen Wehr
Lehre zum Mälzer und Brauer
Brau- und Malzmeister
Brautechniker, Betriebsleiter
1998 Eintritt in die Benediktinerabtei Weingarten
2002 Ewige Profess
2003 Diakonenweihe
2005 Priesterweihe
2005 – 2007 Prior des Klosters Weingarten
seit 2006 Geistlicher Beirat der Blutfreitagsgemeinschaft
2006, 2007, 2009, 2010 Heilig-Blut-Reiter

 

Heimat

In Wehr, der „schönen Stadt am Fuße des Schwarzwalds“ weithin bekannt für ihr Kavernenkraftwerk, das zu den weltweit größten Pumpspeicheranlagen zählt, kam Karl auf die Welt.Damals sorgte auch eine florierende Industrie für einen gewissen Wohlstand im Städtchen und Karls’ Vater Friedrich verdiente dort den Lebensunterhalt für die fünf­köpfige Familie. Der Mutter Maria, aus Italien stammend, verdankt Karl seine italienischen Wurzeln.

 

Braumeister

Eigentlich stand der Beginn der Schulzeit für Karl unter keinem günstigen Stern. Er empfand die Schulpflicht eher als ein Herausreißen aus der gewohnten Umgebung. Sicherlich lernte man grundlegende und notwendige Dinge, seine eigentlichen Fragen blieben allerdings unbeantwortet. Das Ende der Schullaufbahn aber war geprägt vom freundschaftlichen Zusammenhalt der Klassengemeinschaft, der bis zum heutigen Tag Bestand hat.
Mit siebzehn Jahren verließ Karl sein Elternhaus und trat bei der Badischen Staatsbrauerei Rothaus die Berufsausbildung zum Mälzer und Brauer an. „… ein tolles Gefühl ’was zu schaffen und zu lernen …“. Auch die Zeit an der Ulmer Berufsschule, wo die Brauer aus ganz Süddeutschland zusammenkamen empfand er als Bereicherung. Seine Gesellenzeit sollte dann in der Feldschlösschen-Brauerei mit Sitz in Rheinfelden/Schweiz drei Jahre währen, bevor es ihn ans Doemens-Technikum in Gräfelfing nahe München zog, um Brautechniker und Brau- und Malzmeister zu werden.
Unbeschwert und spannend erlebte der junge Brauergeselle die Studienzeit am Technikum. Auch die politische Großwetterlage beflügelte das Gemüt der Studenten enorm. Mit dem Fall der Mauer pulsierte eine stets wachsende Vielzahl euphorisch gestimmter Menschen aus der DDR durch die Innenstadt Münchens. Das vor allem prägte in jenen Tagen des Lebensgefühl und Erscheinungsbild der großen Stadt. Dazu beherrschten besonders an den Wochenenden endlose Schlangen von Trabis sozusagen Stoßstange an Stoßstange die Autobahnen und Verkehrswege. „Do isch was los g’si’!“, das konnte man wohl sagen.
Im Herbst des Jahres 1991 trat ein erfolgreicher 25jähriger in der Lörracher Lasser-Brauerei in die Stellvertr. Betriebsführung als Brauführer ein. Sein Name war Karl Meyer.

 

Ahnungsvoller Ruf

Und doch – inmitten aller quirligen Heiterkeit der Münchner Zeit und am Beginn seiner Karriere – spürte und hörte Karl einen Ruf, zunächst kaum wahrnehmbar und unbestimmt und immer wieder verdrängt. Doch schon bald war dieser Ruf „aus kleinen Anfängen gewachsen“ nicht mehr zu überhören.
Als junger Chef hatte er einen schweren Stand, vor allem weil die Mitarbeiter zum größten Teil wesentlich älter waren als er selbst.In Karls Leben verlor bislang wichtig Erachtetes zusehends an Bedeutung, scheinbare Nebensächlichkeiten erhielten einen neuen Stellenwert und die Erfahrungen und Begegnungen mit Menschen ließen ihn neue Lebensaspekte entdecken. Karl fühlte: „Hier geschieht etwas mit mir, eine Neuausrichtung meines Lebens steht an.“ Er verlässt die Brauerei. Man schrieb das Jahr 1992.

 

Der Berufung entgegen

 Eine Berufung hat viele Facetten und fügt sich aus den verschiedensten Mosaiksteinen zusammen, beginnt klein und wächst, wird vom Ruf zur Berufung. Für Karl Meyer erwiesen sich die Begegnungen und Erfahrungen mit Menschen stets als die wichtigsten Mosaiksteine:
Unvergessen bis zum heutigen Tag ist ihm eine junge Frau, mit dem er ganz einfach und wie selbstverständlich über Glaube und Gott „schwätze’“ konnte. Diese innige Erfahrung war „ein Katalysator für mein Leben“ und „mit der bin i’ au’ hüt’ no’ sehr verbunde’.“
Ebenso prägend und wirkmächtig zeigte sich die Begegnung mit jenem Novizenmeister der Herz-Jesu-Priester in Freiburg, bei denen Karl die Adventszeit 1992 verbrachte. Der stellte nämlich die Frage, was Karl denn so vorhabe mit seinem Leben. Und die Antwort lieferte er gleich mit: „So ’n Jung’ wie Sie muss studier’n!“ Einfach gesagt, schwierig das Unterfangen: „Wo krieg’ ich jetzt das Abitur her?“
Und langsam und leise nahm die Idee von einem künftigen klösterlichen Leben Gestalt an: Karl landete schließlich am Spätberufenenseminar in Sasbach/Ortenau.

 

 

Sasbach und Blutfreitag

Der Rektor persönlich erwartete ihn bereits am Bahnhof, ein folgenreiches Aufeinandertreffen zweier Menschen vom ersten Augenblick an. Sofort hatte Karl gespürt: „Da bin ich richtig, da gehör’ ich hin.“
Und die vier Jahre am Seminar, die 1993 begannen, sollten die besten seines bisherigen Lebens werden. Kleine Studienkreise, gute Kameradschaft, hervorragende Lehrer, bei allem das Gefühl von Freiheit – und ausreichend Zeit, sich über die Berufung im Klaren zu werden, die Karl immer deutlicher erspürte – in der täglichen Messfeier, bei Stundengebet und Betrachtung, in den Zeiten der Stille und Besinnung.
1994, im großen Jubiläumsjahr „900 Jahre Heilig-Blut-Verehrung in Weingarten“ erlebte er zum ersten Mal den Blutritt. In Mietingen war er zu Besuch und von dort machte er sich in aller Frühe bei wolkenlosem Himmel auf gen Weingarten und … in Baienfurt begann es zu regnen!
Und trotzdem, dieses erste Blutfreitagserleben scheint heute noch lebendig zu sein: groß, aufwendig, katholisch, überwältigend, fröhlich, festlich, die übervoll mit Gläubigen besetzte große Basilika, ein Fest der Oberschwaben, eigentlich etwas Unvorstellbares …
Zu Fastenexerzitien hielt er sich 1996 in Hegne bei Konstanz auf als er dort die Einladung der Benediktiner-Abtei Weingarten entdeckte, während der Kar- und Ostertage am Leben der Mönche teilzuhaben. Diese Einladung nahm er an und von nun sollte das Kloster Weingarten im Leben des Karl Meyer eine wichtige Rolle spielen.
Das Jahr 1997 mit seinen Ereignissen wurde zum Jahr der Entscheidung: Abitur, kurze Erwerbstätigkeit, Jakobusweg von Waldsee nach Konstanz mit Übernachtung im Kloster Weingarten und der Entschluss, dort einzutreten.
Und im Januar 1998 wurde Karl Meyer Postulant und ein halbes Jahr später Novize der Benediktinerabtei!

 

Italienische Wurzeln - Zwischenruf

Maria Longo verließ im Jahre 1963 die alte Heimat Kalabrien, die Region an der Stiefelspitze Italiens. Arm war dort das Leben der Menschen und karg, die Sommer drückend heiß und bitterkalt die Winter.
Zurück ließ sie ihre Familie, brach auf nach Deutschland, von dem Verwandte wussten, dass man hier ein erträgliches Auskommen finden könne. In Wehr fasste sie Fuß, fand Arbeit und geringen Lohn und lernte schließlich Friedrich Meyer kennen, ihren künftigen Ehemann, er deutscher Protestant, sie italienische Katholikin. 1966 gebar sie ihren Erstgeborenen, Karl. Sie hatte eine neue Heimat gefunden.
Zu seinen wichtigen Kindheitserinnerungen zählt Pater Pirmin die Begegnungen und Besuche bei befreundeten italienischen Gastarbeiterfamilien in Wehr zusammen mit seiner Mutter. Immer, wenn sie sich in diesen geselligen und vertrauten Runden zusammenfanden und in der italienischen Muttersprache letzte Neuigkeiten und heimelige Erinnerungen austauschten, lebte die Mutter sichtlich auf.
Die italienischen Freunde lebten, bei allem wachsenden Wohlstand ringsum, immer noch in sehr schwierigen Verhältnissen. Und doch – ihr Leben erschien dem kleinen Karl leicht und sorglos. Zu dieser Welt fand der Vater nie Zugang. Diese spürbare Spannung sollte das Leben Pater Pirmins bis zum heutigen Tag prägen.
Schon als Zweijähriger besuchte Karl erstmals die Verwandten in Kalabrien und der italienische Großvater ließ es sich dann auch nicht nehmen, die Heilige Erstkommunion Karls in Wehr mitzufeiern. Und 1991 „bin i’ ei’fach abe g’fahre“. Übervoll war der Zug ab Mailand, dicht an dicht mit Sack und Pack standen und hockten die Reisenden im stickigen Abteil und endlich am Ziel, war die alte Heimat der Mutter erreicht.
Der Onkel Francesco holte ihn ab und überrascht wurde er von einer ungeduldig wartenden zweihundertköpfigen Menge. Verwandte, Freunde und Bekannte der Familie empfingen ihn herzlich und ausgelassen, küssten und umarmten ihn.

 

 

 Heiligenfest und Prozessionen - italienisch

Ihre Heiligenfeste und Patrozinien feiern die Kalabresen von alters her ausgiebig und fröhlich und wahre Meister sind sie im Abhalten der obligaten Prozessionen, besonders wenn unter den Augen der stolzen Verwandtschaft ein umschwärmter, junger Priester und Mönch aus Deutschland in den Prozessionsmittelpunkt gerückt wird.
Bei einer Mariä-Himmelfahrtsprozession wurde also Pater Pirmin hineingenommen in diese kalabresische Lebensfreude und er spürte, „die kommt ganz vo’ ’inne ’rus“. Entsprechend heiter und beschwingt spielte die Musik auf, Häuser und Kirchen zeigten sich bunt und phantasievoll dekoriert und die Gläubigen priesen Gott und ihre Madonna, spontan, besonders freudig und lautstark. Der ganze Ort war dabei.
Und seit Pater Pirmin beim nachmittäglichen Spaziergang von einem „Communista“ in die Garage gewunken wurde, der ihm andächtig seine Dominus-Flevit-Statue, den weinenden Christus, zeigte, weiß er, dass es auch fromme Kommunisten gibt.
Und ganz gewiss weiß er, dass bei uns in Oberschwaben die Prozessionen stiller, getragener und insgesamt ordentlicher daherkommen. Pater Pirmin ist sich seiner italienischen Wurzeln bewusst geworden.

 

Benediktinerabtei Weingarten

 

Bei einer Mariä-Himmelfahrtsprozession wurde also Pater Pirmin hineingenommen in diese kalabresische Lebensfreude und er spürte, „die kommt ganz vo’ ’inne ’rus“. Entsprechend heiter und beschwingt spielte die Musik auf, Häuser und Kirchen zeigten sich bunt und phantasievoll dekoriert und die Gläubigen priesen Gott und ihre Madonna, spontan, besonders freudig und lautstark. Der ganze Ort war dabei.
Und seit Pater Pirmin beim nachmittäglichen Spaziergang von einem „Communista“ in die Garage gewunken wurde, der ihm andächtig seine Dominus-Flevit-Statue, den weinenden Christus, zeigte, weiß er, dass es auch fromme Kommunisten gibt.
Und ganz gewiss weiß er, dass bei uns in Oberschwaben die Prozessionen stiller, getragener und insgesamt ordentlicher daherkommen. Pater Pirmin ist sich seiner italienischen Wurzeln bewusst geworden.
Karl begann Jacke und Krawatte abzulegen, um aus den Händen seines Abtes die Ordenskleidung in schwarz zu empfangen: Habit, Tunika, Zingulum, Skapulier mit Kapuze – bewegende Augenblicke.
Freudig traten dann die Mitbrüder hinzu, um den Novizen in ihrer Klostergemeinschaft herzlich willkommen zu heißen und dabei hatten sie alle schon die bittere Erfahrung machen müssen, „dass Novizen wieder gehen“.
„Verständnisvoll und nachsichtig“ hat Pater Pirmin seinen Novizenmeister Abt Lukas erlebt und am Ende seines Noviziats hat er schriftlich die Bitte um Zulassung zur dreijährigen zeitlichen Profess an ihn gerichtet.
In geheimer Abstimmung kamen die stimmberechtigten Mönche der Benediktinerabtei Weingarten zu dem Entschluss, dass dieser Bitte stattzugeben sei. Abt Lukas hat es ihm mitgeteilt.

 

 

 Auf dem Weg

Die Profess-Urkunde lag geöffnet auf dem Heilig-Blut-Altar. Der Chor der Mönche erklang als sie verlesen wurde und man schrieb das Jahr 1999. Pater Pirmin hatte die zeitliche Profess abgelegt: „Das ist mein Weg, der Weg, den Gott bestimmt hat“.
Dieser Weg führte ihn drei Jahre später zur Feierlichen Profess mit dem Versprechen, sich dauerhaft an die Mönchsgemeinschaft zu binden, klösterlich sein Leben zu gestalten, ehelos und gehorsam zu leben – mit allen Rechten und Pflichten eines Benediktinermönchs in Hinwendung zu Gott. Und alsbald sollten auch die Studien in Rom, Benediktbeuren und Einsiedeln beginnen. Priester wollte er werden. Doch zuvor, am 7. September 2003, erhielt er, gemeinsam mit Pater Thomas Ruoss, die Diakonenweihe durch Weihbischof Thomas Maria Renz.

 
 
 

Weihbischof Johannes Kreidler weihte ihn am 10. September 2005 in der Basilika zu Weingarten zum Priester. Vor Abt Lukas und den Zeugen hatte er den Treueeid geschwo­ren und seinen Glauben bekannt. In sich gekehrt und ausgestreckt lag er am Boden im Lichte der Heilig-Blut-Reliquie. Es schwand das Gespür für Zeit und Raum. Noch nie hatte er diesen intensiven Kontakt zu Gott verspürt.

 

Der Heilig-Blut-Reiter und Sieberatsreute

An dieser Stelle blicken wir zurück in Pater Pirmins Studienzeit im berühmten Schweizer Kloster „Einsiedeln“ mit seiner über die Grenzen anerkannten „Freiberger“ Pferdezucht. Ebendort, im historischen Marstall, hat Pater Pirmin unter sachkundiger Anleitung seine ersten Reitversuche unternommen, inklusive „putzen – satteln – füttern“. Und als ob er es geahnt hätte, sollte Pater Pirmin beim Blutritt 2006 erstmals stolzer Heilig-Blut-Reiter sein. Aber auch der Weg zu dieser – nun wirklich einzigartigen – Ehre verlangt nach Anstrengung und Durchhaltevermögen.
Sobald Witterung und Bodenverhältnisse es zulassen, begibt sich Pater Pirmin im Frühjahr nach Sieberatsreute bei Waldburg. Dort steht im Stall des traditionsreichen Gasthauses „Binger“ von Thea und Kurt Siegel der Schimmel „Mariano“, das Heilig-Blut-Reiter­Pferd. Und nur für den Blutfreitag und zur Ehre des Heiligen Blutes halten die Wirtsleute das brave Pferd. „I‘ lass‘ koin ‚nauf, der it reite‘ ka!“ stellt „Kurti“ stets klar und wer wollte ihm da widersprechen.
Klaus Koch, der stellvertretende Rittmeister der Stadtgarde zu Pferd Weingarten sorgt für die dementsprechende reiterliche Übung, ganzjährig umsorgt von Karl Kreuzer, dem treuen Begleiter der Heilig-Blut-Reiter.
Diszipliniert und regelmäßig reitet Pater Pirmin und ist darüber zum versierten Reiter geworden, der seine Aufgaben am Blutritt würdevoll und überzeugend ausübt.
Es versteht sich übrigens fast von selbst, dass Thea Siegel nach all der Anstrengung für einen heimelig-gemütlichen Reiterhock im „Binger“ sorgt.
Ihnen allen ist es zu danken, dass Pater Pirmin dann auch in den Jahren 2007 und 2009 Heilig-Blut-Reiter war und dass unserem Geistlichen Beirat im Jahr 2010 diese Ehre wiederum zuteil wird.

 

Blutfreitag

Wenn Pater Pirmin vom Blutfreitag und seinen Erlebnissen als Blutreiter berichtet, gerät er ins Schwärmen. „Wenn ich auf dem Pferd sitze, fallen die Belastungen des Alltags ab, ich fühle mich grenzenlos frei“, und weiter: „Zeit spielt keine Rolle, der Augenblick zählt“.
Es ist für ihn eine tiefe Glaubenserfahrung, die Reliquie, „etwas von der irdischen Substanz Jesu“, in Händen zu halten und Mensch, Tier und Natur zu segnen. Dann wird für ihn die Zusage Jesu Christi im Johannes-Evangelium ganz konkret, ja körperlich spürbar: „Ich bin bei euch, alle Tage bis ans Ende der Welt …“.
Tief bewegt zeigt sich der Heilig-Blut-Reiter vom stillen, vom inwendigen Teil des Blutritts: Wenn die Reiter beim Rosenkranzgebet in den Fluren ganz still eine Ahnung von Gottes Schöpfung überkommt, von der Einheit alles Geschaffenen und seiner unfassbaren Kostbarkeit.
Dann verschmelzen im Segen des Heiligen Blutes der Auftrag Gottes und die Bitten der Menschen: „Mensch bewahre meine Fluren und alles was lebt und Herr segne uns und diese Fluren“.
Pater Pirmin lobt die einzigartige, vertrauensvolle Atmosphäre bei seinen Begegnungen mit den Menschen. Viele erwarten sehnsuchtsvoll den Segen des Heiligen Blutes, dem sie ihre Anliegen und Nöte anvertrauen und auf Hilfe hoffen.
Mit der Heilig-Blut-Reliquie segnet er die Kinder, die mit staunenden Augen das Heilige Geschehen in sich aufnehmen. Er trifft auf fromme Pilger genauso, wie auf Schaulustige und allgegenwärtig fotografierende Motivjäger und gibt sich überzeugt: Wer offen und unvoreingenommen das Blutfreitagsgeschehen wahrnimmt, bei dem kommt der Segen Gottes auch an. Aber, gibt Pater Pirmin auch zu bedenken: „Lasst den Blutfreitag nicht im Blitzlichtgewitter untergehen!“
Nach zwölf Kilometern und fünf Stunden auf dem Pferd sitzend – vor dem eigentlichen Ritt segnet der Blutreiter auch die teilnehmenden Blutreitergruppen an ihren Aufstellungsplätzen – kehrt der Heilig-Blut-Reiter an den Ausgangspunkt, die Basilika, zurück. Still ist es geworden und es wird auch nicht viel gesprochen, wenn er mit Kurt Siegel und Karl Kreuzer ein kühles Bier trinkt und mit großer Dankbarkeit an die blutfreitagliche Zeit zurückdenkt, die eigentlich schon im zeitigen Frühjahr in Sieberatsreute ihren Anfang genommen hat. Die vielen Menschen, die in ihrer Verbundenheit zum Heiligen Blut, treu und verlässlich zum Gelingen des höchsten Festes beigetragen haben, liegen ihm besonders am Herzen.

 

 

 Abschhied

Die Benediktiner verlassen Weingarten. Als Grund für das Ende dieser Entwicklung macht Pater Pirmin eine in vielerlei Hinsicht mangelnde Zukunftsperspektive aus und er fragt: „Was will uns Gott damit sagen …?“ und diese Frage müsse sich auch Weingarten stellen. Mit Gutem und Schlechtem sei er in Berührung gekommen und daran gewachsen und dabei habe er immer gespürt, „dass es einen roten Faden im Leben gibt, unser Glaube ist ein Glaube des Aufbruchs, es muss etwas vergehen, damit sich neue Möglichkeiten eröffnen.“ Dankbar blickt unser Geistlicher Beirat zurück auf seine Zeit in Weingarten, „als den Ort, an dem Gott mit mir einen neuen Anfang gemacht hat“ und ihn dem näher gebracht habe „der i‘ eigentlich si‘ sott“. Dankbar ist er für die Menschen und die vertrauensvollen Begegnungen und eng damit verbunden betrachtet er den Blutfreitag, den Blutritt, die Verehrung des Heiligen Blutes als großes und wertvolles Geschenk für sein Leben.

Der Blutfreitagsgemeinschaft wünscht Pater Pirmin mit Dankbarkeit Gottes Segen: „Erwartet, den Blick auf das Heilige Blut gerichtet und im Vertrauen auf Gott die Zukunft!“ Seine Zukunft liegt in der Schweiz, im Kloster Einsiedeln, in das Pater Pirmin Meyer OSB, Mönch in Weingarten, eintreten wird.

Wir wünschen ihm einen gelingenden Neuanfang und bei allem die Hilfe vom Heiligen Blut.

 

Herzlichen Dank Herr Pater Pirmin!

M. Roth

 

Erzabt Theodor Hogg, Pater Pirmin,
im Hintergrund Mesner Weiß